06 by Blutspur (1 of 3)

06 by Blutspur (1 of 3)

Autor:Blutspur (1 of 3) [Blutspur (1 of 3)]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:57:43+00:00


Den Treffpunkt zu finden, den Lilith ihm beschrieben hatte, war dennoch ein Kinderspiel – und passend dazu handelte es sich auch um einen Kinderspielplatz. Er lag unter einem monströs in die Nacht aufragenden Denkmal zu Ehren jenes Captain Arthur Phillips, der den Flecken Erde um Sydney im 18. Jahrhundert entdeckt hatte.

Duncan verließ den gepflasterten Pfad, und drei Schritte abseits davon ließ die Wirkung der aufgestellten Laternen bereits rapide nach. Der schlanke blonde Mann tappte durch losen Sand auf eine der Parkbänke zu, die den Spielplatz umsäumten.

Niemand hielt sich um diese Zeit noch hier auf – schon gar keine Kinder.

Luther stellte sich neben eine der Bänke. Es fiel ihm schwer, geduldig zu bleiben. Kühler Wind raschelte in den Bäumen, die tagsüber den dringend nötig gewordenen Schatten spendeten.

Der Schwund des schützenden Ozonmantels speziell über der südlichen Hemisphäre hatte katastrophale Folgen. Insbesondere Kleinkinder erkrankten immer häufiger am schwarzen Hautkrebs.

Die Australier versuchten zwar, ihre Lebensweise und die ihrer Sprößlinge auf die veränderte Lage umzustellen. Aber die Todesstatistiken wiesen von Jahr zu Jahr mehr Opfer einer aggressiv gewordenen Sonne aus …

Luther bewegte sich unruhig. Langsam wuchsen Zweifel, sich tatsächlich an der vereinbarten Stelle zu befinden.

Oder war Lilith nach dem Telefonat etwas zugestoßen?

Warum sonst hätte sie ihn hier schmoren lassen sollen?

Da huschte sie auf ihn zu. Packte ihn am Kragen. Schleifte ihn ins nasse Gehölz hinter der Parkbank.

Weiche Lippen milderten den Schrecken, der ihm in die Glieder gefahren war. Sie küßte ihn wie eine Ertrinkende, und obwohl er nicht sicher war, glaubte er auch, Tränen zu schmecken.

Was war mit ihr geschehen?

»Du Wahnsinnige, du!« keuchte er.

Er wußte, daß sie im Dunkeln so gut sehen konnte wie bei Tag.

Nur er selbst hatte in dieser Hinsicht bisher keinerlei Fortschritte gemacht.

»Ist dir jemand gefolgt?« wisperte ihre Stimme, die frei von jeder Anstrengung war. Der Spurt hatte sie nicht annähernd außer Atem gebracht. Dennoch war ihr Ton verändert gegenüber sonst. Abgrundtiefe Traurigkeit schwang darin.

»Wer sollte mir folgen?« fragte er. »Vampire?« Seine Augen gewöhnten sich an das Dunkel, und es gelang ihm, wenigstens Umrisse von ihr auszumachen.

Sie preßte sich fester an ihn. »Ich dachte kurz, ich hätte etwas au

ßer dir gehört«, sagte sie verhalten. »Deshalb habe ich zunächst abgewartet. Aber ich kann mich irren. Ich bin so froh, daß du gekommen bist …«

Duncan erwiderte den Druck ihrer Umarmung und spürte sofort ihre Dankbarkeit für die Geste. Als er mit ihrem Kleid in Berührung kam, zuckte er jedoch leicht zusammen. Er mochte den Symbionten nicht. Er traute ihm nicht über den Weg.

»Was ist passiert? Warum wolltest du nicht in die Wohnung kommen? Findest du es hier –«, er rümpfte die Nase, »gemütlicher?«

»Natürlich nicht.« Sie lockerte den Griff.

»Ich dachte nur, weil Typen, die in Särgen zu nächtigen pflegen, vielleicht andere Maßstäbe anlegen als –«

»Du willst mich verletzen.«

»Ein bißchen«, räumte er ein. »Jetzt erzähl endlich, was los ist!«

»Nicht hier. Ich habe weiter hinten ein Gebäude entdeckt. Es ist offen. Dort können wir …«

» War es offen?«

»Nicht ganz …«

Duncan seufzte. Die Gelegenheit, korrigierend auf Liliths Moralverständnis einzuwirken, hätte ungünstiger nicht sein können.

Er gab sich einen Ruck.



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